Montag, 6. Januar 2014

Die große Kräuter-Invasion

Im Kräutergarten der Natur herrscht vielerorts Hauen und Stechen


Von Guido Gennerich, www.pferdeglueck.de 

Die billige Potenzpille aus den Staaten, das rezeptpflichtige Präparat rezeptfrei aus Übersee, die voll-anonymisierte Ferndiagnose aus irgendeiner Online-Praxis in England: Im neuen großen "Tante Emma"-Laden Internet gibt es inzwischen auch jede Form von zweifelhafter "Medical Wellness" zum absoluten Schnäppchenpreis. Konkrete Erhebungen darüber, wie vielen Menschen bereits das minderwertige bzw. gefälschte Präparat, die Über- bzw. Unterdosierung bei der sorglosen Selbst-Medikamentation oder die verspätete bzw. falsche bzw. versäumte Diagnose Leben und Gesundheit gekostet haben, gibt es nicht.

Während man nun beim (prinzipiell mit Verstand ausgerüsteten) "Homo Sapiens" in solchen Fällen nur achselzuckend sagen kann: "Selber schuld!", stellt sich die Situation bei den Tieren – in unserem Fall den Pferden – etwas anders da. Immer mehr "Herrchen" und "Frauchen" gehen inzwischen auch für ihre Vierbeiner im Internet bedenkenlos auf Shoppingtour für Pillen, Pülverchen oder Kräuter und beginnen sodann therapeutische Experimente in Eigenregie. Und liegt diesem Eifer auch meist die allerbeste Absicht zugrunde, die Pferde müssen dennoch wehrlos schlucken, was man ihnen verabreicht. Eine riesige Anbieterschar hat sich in diesem Dunstkreis bereits etabliert. Im Fall zahlreicher trendiger "Wellness-Pülverchen" geht dies meist noch glimpflich ab. Dramatischer und schlimmer wird es, wenn Tierhalter sich z. B. auf "phytotherapeutische" Abenteuertour ohne fachkundigen Wanderführer begeben.


Nach dem Ingwer- nun der Kräuter-"Hype"?


Als der Chemiker Dr. Stefan Brosig und pferdeglueck.de im Jahre 2002 erstmals im Internet redaktionell über die Chancen der Ingwergabe berichteten, ahnte Niemand von uns, welchen Hype das auslösen würde. Schnell mutierte der Ingwer (der durchaus in bestimmten Fällen, unter bestimmten Bedingungen und bei bestimmter sachgemäßer Anwendung gewaltige Chancen eröffnet) in der Pferdehalterszene quasi zu einem "Allheilmittel", das man bedenkenlos selbst in Höchstdosen den Pferden verabreichte. Der Redaktion sind bis heute gleich mehrere Fälle bekannt, in denen mit Ingwerhochdosen eventuell schwere und tödliche Koliken ausgelöst wurden. Ob der Ingwer wirklich Urheber oder zumindest Katalysator des Unheils war, ließ sich nie zweifelsfrei feststellen. Und falls doch, so war weniger das Ingwerpulver der Übeltäter, sondern die fachunkundige Hand, die es mit erschreckender Sorglosigkeit verabreicht hatte. Gerade die gefährlichen "Ingwer-Hochdosen" bescheren meist keine "Heilerfolge", sondern kaschieren bestenfalls nur ein Großteil der Beschwerden (freilich nur solange, wie man den Ingwer verabreicht). Ein Effekt, der bei schwierigen, austherapierten Fällen durchaus Sinn machen kann, sofern Risiko und Nutzen zuvor von kompetenter Seite abgewogen wurden.

Beim Ingwer haben wir zum Glück das Schlimmste hinter uns, weil sich seit einigen Jahren endlich bei vielen Pferdehaltern jene kritische Distanz einstellt, die wir uns gleich zu Beginn des "Ingwer-Hypes" gewünscht hätten. Was beim Inger überstanden scheint, steht bei anderen "phytotherapeutischen Helferlein" erst in voller Blüte. Wie Pilze schießen zurzeit im Internet Shops für "Heilkräuter" aus dem Boden, und viele auch recht fragwürdige Shops erfreuen sich durchaus guter Geschäfte. Denn wo die Schulmedizin an ihre Grenzen kommt oder nur mit erheblichen Nebenwirkungen hilft, soll es "Mutter Natur" mit einem passenden "Wunderkraut" richten.


Klar ist: Wie beim Ingwer bieten auch Kräuter und Kräutermischungen enorme Chancen. Doch niemand weiß eigentlich bis heute so genau, warum. Das Geheimnis der sekundären Pflanzenstoffe (die vermutlich für so manche erstaunliche Wirkung verantwortlich
sind) ist nicht einmal ansatzweise gelüftet. Genau hier lauern die Gefahren. In den meisten Fällen ist weder seriös noch klinisch erforscht, ob und wann und bei welcher genauen "Dosis" die erwünschte Wirkung einsetzt. Ab wann diese Wirkung eher kontraproduktiv oder sogar toxisch wirkt. Wann eine dauerhafte Gabe dieser Kräuter sinnvoll ist. Wann man welche Kräuter kombinieren sollte oder wann genau diese Kombination verschiedener Kräuter wiederum unerwünscht bzw. eher schädlich ist. Ein ungemein komplexes Fachgebiet! Nicht die Kräuter selber sind also der "Geheimtipp"
(und manchmal der Schlüssel zur mehr Lebensqualität und Beschwerdefreiheit), sondern der begabte, erfahrene "Regisseur", der deren Einsatz beim betroffenen Vierbeiner anleitet und begleitet.

Zu den schon erwähnten Nachteilen ist auch noch ein etwaiger Placebo-Effekt nie auszuschließen. Gerne wird behauptet, derlei Placebo-Effekte gäbe es bei Tieren nicht. Viele seriöse Wissenschaftler sehen das anders. Schon die besondere Erwartungshaltung der Tierhalter, die besondere Zuwendung bei bestimmten Beschwerden, die parallel eingeleiteten Änderungen bei Haltung und Fütterung oder die besondere Konzentration auf das verabreichte Helferlein kann beim Tier, und erst Recht beim hochsensiblen Pferd, ein Feedback provozieren, das die Halter der Tiere leider nur zu schnell als "Heilerfolg" oder zumindest als "deutliche Besserung" fehlinterpretieren. Es dauert dann meist nicht lange und diese halbgaren "Erkenntnisse" landen schnell in irgendwelchen Internet-Foren und spornen andere Halter dazu an, gleichfalls solche phytotherapeutischen Experimente am eigenen Tier einzuleiten. Umso wichtiger ist es, stets einen fachkundigen, erfahrenen Berater alle vermeintlichen "Heilerfolge" sachlich gegenprüfen lassen, damit man als Tierhalter nicht einer kostspieligen und ggf. für den geliebten Vierbeiner langfristig sogar eher gesundheitsschädlichen Selbsttäuschung aufsitzt.


Für den "Markterfolg" der passende Rechtsanwalt


Leider wird mit wachsendem Angebot die Suche nach solchen engagierten, erfahrenen und vor allem aufrichtigen Begleitern immer schwieriger. Wer jedoch aufmerksam sucht, findet zum Beispiel häufig im Umfeld leidenschaftlicher Tierheilpraktiker verantwortungsvolle Ansprechpartner. Gezielt sollte man nach jenen Tierheilpraxen Ausschau halten, in denen bereits seit vielen Jahren der Einsatz bestimmter Kräuter bei bestimmten Beschwerden genau protokolliert, beobachtet und nicht selten an den eigenen Pferden dieser Tierheilpraktiker ausgiebig getestet wurde. Bei der bekannten Tierheilpraktikerin Claudia Nehls bilden jahrelange Erfahrungen zudem die Grundlage für die Entwicklung ganzer Kräutermischungen. Gerade hierfür sind viel Erfahrung und Fachwissen vonnöten. Denn nur geschickt zusammengestellte Kräutersolisten können als erfolgreiches Ensemble aufspielen. Dabei muss Claudia Nehls selbst nach fast zwei Jahrzehnten Erfahrung immer noch verblüfft feststellen, dass schon kleinste Veränderungen bei der Zusammensetzung von Kräutermischungen manchmal völlig neue Ergebnisse liefern. Deshalb wird Claudia Nehls nicht müde, Laien wieder und wieder eindringlich davor zu warnen, auf gut Glück wild zusammenzuwürfeln, was Mutter Natur so hergibt.

Gerade aber für die besonders empathischen Tierheilpraktiker oder Tierärzte mit einem Faible für alternative Therapien wird die Luft immer dünner und es besteht die Gefahr, dass deren Kunst und deren Wissen bald auf der Strecke bleiben. Denn mit rapider Vermehrung jener, die sich mit ihrem Shop und den dazu gehörigen Kräuterprodukten einen schnellen Euro erhoffen, beginnt auf diesem boomenden Markt ein geradezu haarsträubendes Hauen und Stechen. Mit Argusaugen werden Mitbewerber ins Visier genommen. Akribisch werden Internetseiten, Produktetiketten, Produktbeschreibungen etc. der Konkurrenz nach etwaigen kleinsten Formulierungs-Patzern durchforstet und bei den zuständigen Futtermittelämtern angezeigt.

Zeigen diese Denunziationen nicht den erwünschten Erfolg, versucht man mit Abmahnungen und Klagen vor allem die abwehrschwachen Anbieter in die Knie zu zwingen. Im Land der Paragraphenreiter und wiehernden Amtsschimmel finden Anbieter und Hersteller, die ein Großteil ihres Markt-Engagements dafür aufwenden, gegen ungeliebte Konkurrenten beißwillige Juristen von der Kette zu lassen, ein fruchtbares Terrain. Letztes Mittel zur "Markt-Bereinigung" sind dann letztlich überaus aggressive Dumpingpreise und ein hohes Ranking in Preissuchmaschinen. Nun belebt Konkurrenz sicherlich das Geschäft. Problematisch wird es spätestens dann, wenn nicht Leistung und Produktqualität, sondern der gewieftere Anwalt oder der bessere Kontakt zu Futtelmittelämtern über die Marktdominanz entscheiden.

Schon jetzt haben diese Scharfschützen ihr Ziel fast erreicht: Viele kleine Tierheilpraxen, denen weder Zeit noch Geld für langwierige gerichtliche Auseinandersetzungen, Diskussions-Endlosschleifen mit Ämtern und juristische Phrasen-Dreschereien zur Verfügung stehen, ziehen sich mehr und mehr mit ihrem wertvollen Wissen zurück; hüten sich davor, ihr Wissen über Internet anderen zugänglich zu machen oder wertvolle Angaben gleich in die Produktbeschreibung einzubauen. Wohl wissend, dass nach jeder kleinsten unbedachten Äußerung eine weitere Abmahnung im Briefkasten landen könnte. Ein fataler Verlust für alle Pferdehalter, die von diesem wertvollen Erfahrungsschatz profitieren und auf diese Weise gezielter ihre ideale Kräutermischung finden könnten. Oft nehmen die Tierheilpraktiker und Tierärzte auch komplette (hochwertige) Produktpaletten vom Markt, weil den Dumpingpreisen der zahllosen Tütenschieber-Shops nicht mehr die Stirn geboten werden kann - zumindest nicht bei weiterer Treue zur eigenen strengen Qualitätsvorgabe.


Voll "trendy": Beratung beim Fachmann, Kaufen im Billigshop


Da viele Kunden beim Googeln nach dem niedrigsten Preis immer häufiger auf Shop-Betreiber (auch im Ausland) stoßen, die offenbar nicht ansatzweise wissen, was sie da eigentlich im wild zusammengewürfelten Kräutersortiment verkaufen - also fundierte Beratung dort durchweg Fehlanzeige ist, macht sich ein anderer asozialer Trend auch in diesem Umfeld des Internets breit: Kurzerhand täuschen zahlreiche "Sparfüchse" zuvor ungeniert bei fachkundigen Tierheilpraktikern Interesse an deren Produkten vor, verwickeln sie in ausführliche Beratungsgespräche, lassen sich detailliert aufzeigen, bei welchen Kräutern der Einsatz sinnvoll und angezeigt sein könnte, um dann zum günstigeren Preis beim nächstbesten Kistenschieber die vermeintlich identischen Kräuter zu erwerben.

Solche Käufer sind weder "clever", noch denken sie langfristig. Irgendwann wird es solche kostenlosen Beratungsangebote von vielen erfahrenen Tierheilpraktikern nicht mehr geben, weil dieser Beratungsaufwand und das über viele Jahre mühsam erworbene Know-how natürlich auch in die höheren Produktpreise einkalkuliert werden muss. Dann dürften genau jene Shops eines Tages den Markt dominieren, die zwar günstig, aber erschreckend ahnungslos sind. Ob am Ende dieser Entwicklung wirklich noch viele Pferde von Mutter Natur und ihrer Kraft gezielt werden profitieren können, ist eher fraglich. Bevor Sie sich also auf diese Abenteuer einlassen, verwickeln Sie lieber den Betreiber Ihres bevorzugten Shops zuvor in umfangreiche Beratungsgespräche. Lassen Sie sich schriftlich (!) über Wirkweise und etwaige Risiken informieren und warum der Einsatz dieses oder jenes Krautes aus Sicht Ihres Anbieters Sinn mache. Sie werden staunen, wie schnell man Sie in solchen Shops an Fachleute verweist, konkrete belegbare Aussagen zum Produktsortiment verweigert und jede Verantwortung weit von sich schiebt.

Ernsthafte Folgen müssen die besagten Shop-Betreiber übrigens eh nicht befürchten, wenn ein Pferd bei allzu sorglos verfütterten Kräutern einmal zu Schaden kommt. Vater Staat hat zwar ein gigantisches Regelwerk erschaffen für krankheitsrelevante Aussagen, Heilaussagen, Etikettengestaltung, Webshop-Formulierungen usw. Sobald aber das vermeintlich hilfreiche Kraut eher toxische Wirkung zeigt, erhebliche allergische Reaktionen provoziert, eine starke Belastung mit Pestiziden und anderen Schadstoffen langfristig der Gesundheit eher schadet, die erhoffte Wirkung endlos auf sich warten lässt oder auf Dauer Langzeitfolgen wie Leberschäden verursacht, dürfte man in vielen Shops nur großes Achselzucken ernten. Schließlich hat man bei den Produkten keine konkreten Heilaussagen und auch keine konkreten (einklagbaren) Eigenschaften zugesichert, und muss das auch gar nicht. Man kauft sozusagen stets "die Katze im Sack". Das Kraut "kann" helfen, muss aber nicht. Das Kraut "kann" unschädlich sein, muss es aber nicht.

Und damit dieser undurchsichtige Nebel auch so undurchsichtig bleibt, gerät (siehe oben) nahezu jeder fachkundige Tierheilpraktiker oder Tierarzt schon beim kleinsten Ansatz zu einer konkreten Aussage bezüglich möglicher Wirkweisen seines Produktes in das gnadenlose Sperrfeuer diverser Konkurrenten. Konkrete Unterscheidungs- oder gar Alleinstellungsmerkmale sind verständlicherweise nicht erwünscht, denn spätestens dann würde sich schnell der berühmte "Spreu vom Weizen" trennen und der Kunde hätte wertvolle Orientierungshilfen.

Wer im Internet auf "Kräuter-Shoppingtour" geht, muss nach haarsträubenden Aussagen meist nicht lange suchen. Nur ein Beispiel: So wird das bekannte Johanniskraut bisweilen gerne als "beruhigendes Helferlein für Pferde" angepriesen. Tierheilpraktikerin Claudia Nehls kann da nur entsetzt mit dem Kopf schütteln: "Johanniskraut ist als ganzes Kraut oder als Tinktur generell giftig für Pferde. Insbesondere Pferde reagieren äußerst sensitiv auf Johanniskraut. Selbst Kleinstmengen sind für schwerste Vergiftungserscheinungen ausreichend. Johanniskraut wird resorbiert, in der Haut eingelagert und durch Lichteinfall zur Fluoreszenz angeregt. Die dadurch ausgelösten Oxidationsprozesse führen zu Zellschädigung und Entzündung (primäre Fotosensibilisierung). Da das Johanniskraut bei diesen Prozessen nicht verändert wird, bleibt die Fotosensibilisierung über längere Zeit bestehen." Vielleicht erzielt man also bei manchem Pferd via Johanneskraut tatsächlich die erwünschte "beruhigende Wirkung". Die geballte Ladung Kollateralschaden gibt es aber oft gratis gleich dazu.

Auch die naive Formel einiger Anwender "Was gut für den Menschen, dürfte auch gut für mein Pferd sein", geht oft nicht auf. Dazu wieder Claudia Nehls: "Vergleiche zum Menschen oder zu anderen Tieren sind nicht hilfreich. So sind beispielsweise Knoblauch und Bärlauch für Pferde ab einer bestimmten Dosis als schwach giftig einzustufen und insbesondere bei längerfristiger Fütterung in hohen Dosen. In der menschlichen Ernährung werden Knoblauch und Bärlauch hingegen als sehr gesund angesehen und haben keinerlei giftige Wirkung."


"Fachwissen" für den Shop via "Copy + Paste"


Bei einigen Shops bastelt man bereits am Image-Wandel, weil deren Betreiber zunehmend selber merken, dass Kunden vorsichtig werden, wenn deren gezielten Fragen nur auf große Ahnungslosigkeit treffen. Da man bei einigen Shops, aber auch diversen weniger fachkundigen Tierheilpraxen nicht selten viel zu wenig in den Erwerb von Fachkompetenz investiert, dafür aber einen leidenschaftlichen Aufwand betreibt für vollmundige Werbung, optisch eindrucksvolle Internetauftritte und aggressive Preispolitik, fallen diverse Shops in puncto Beratung und Fachwissen gnadenlos durch. Um den Abstand zu ambitionierten Tierheilpraktikern mit ihrem komplexen Erfahrungsschatz zu verringern, wird nicht selten dreist von den Internetseiten solcher Tierheilpraktiker kopiert und aus deren Fachartikeln schamlos abgeschrieben, um mit diesem Material den eigenen Internet-Auftritt "aufzupimpen".

Bei allem Ehrgeiz, den günstigsten Preis zu erhaschen, schauen viele Käufer dennoch immer kritischer auf die Qualität der Ware. Das wissen auch die Shops. Ein nach wie vor unanfechtbares Gütesiegel ist die sogenannte Arzneibuchqualität. Denn hier sorgen unbestechliche Prüfverfahren dafür, dass Pestizide, Toxine etc. ausgeschlossen werden und die Wirksamkeit der Inhaltsstoffe durch bestimmte Toleranzgrenzen belegt werden können. Ist das Kraut zu belastet oder erfüllt es die Toleranzgrenzen bezüglich der wirksamen Inhaltsstoffe nicht, fällt es durch und bekommt nicht das "Gütesiegel". Wer nicht gerade (wie bei großen Anbietern) solche Prüfabteilungen gleich im Haus hat, muss extern diese Prüfungen in Auftrag geben. Das kostet Geld und verhagelt vielen Shops ihre Kampfpreise.

Um sich diese Kosten zu sparen, versuchen Shops auf andere Art, das unbestechliche "Qualitäts-Siegel" zu umgehen. So beruft man sich beispielsweise auf irgend einen Tierarzt oder irgend eine Tierheilpraktikerin, mit denen man kooperiere. Man jongliert mit Seifenblasen wie: "Wann immer möglich, versuchen wir, Arzneibuchqualität zu liefern", "Unsere Produkte sind tierärztlich geprüft" oder "Unsere Produkte wurden von Tierheilpraktikern entwickelt". Gerne versucht man bisweilen auch den Kunden vorzugaukeln, nur "bestimmte Kräuter" seien generell in Arzneibuchqualität verfügbar. Tatsächlich kann jedes Kraut nach Arzneibuch geprüft werden und jeder Shop kann sein gesamtes Sortiment dieser strengen Kontrolle unterziehen! Es ist kein Zufall, dass oft genau jene "bestimmten" Kräuter "nicht in Arzneibuchqualität verfügbar" waren, die aus preisgünstigen Einkaufsquellen in der Vergangenheit als besonders belastet aufgefallen waren und jene strengen Prüfungen nach Arzneibuch niemals überstanden hätten.

Nun ist natürlich nicht jede Ware abseits der Arzneibuchqualität automatisch "schlechte Ware". Ob es sich jedoch um qualitativ hochwertige, gering bis gar nicht belastete Chargen handelt, bleibt ohne Prüfung nach Arzneibuch stets ein Glücksspiel. Wir wissen aus mehr als einem Jahrzehnt Erfahrung mit dem Ingwer, dass schon eine neue Charge aus dem gleichen Anbaugebiet völlig andere Dosierungen und Wirkungen bescheren kann. Eine erfolgreiche nigerianische Ingwer-Charge des Jahres 2010 muss also nicht zwangsläufig dieselbe Qualität aufweisen wie die nigerianische Charge des Jahres 2012. Und der gerne verpönte China-Ingwer mit eventuell theoretisch geringerem "Gesamtgingerolgehalt" hat bei so manchem Pferd überraschenderweise bessere Resultate gezeigt als die doppelt so teure BIO-Ingwer-Charge aus Sri Lanka mit dem angeblich "rekordverdächtig hohen Gesamtgingerolgehalt". Ersparen Sie sich solche Schwankungen und Unwägbarkeiten bei den teuer erworbenen Kräutern also schon im Vorfeld!

Unsere Tipps: Fragen Sie gezielt nach Arzneibuchqualität und lassen Sie sich diese konkret für die gekaufte (!) Ware (also nicht für irgend welche zurückliegenden Chargen) auch bestätigen! Nehmen Sie kritisch und genau das Erfahrungspotenzial des Anbieters rund um dessen angebotenen Kräuterarsenale unter die Lupe. Verkauft der Shop "en gros", was auf dem Kräutermarkt nicht niet- und nagelfest ist, oder selektierte bewährte Qualitäts-Produkte, zu denen der Shopbetreiber glaubwürdig Nachweise liefern kann, dass jenes Kraut oder jene Tinktur sich tatsächlich als therapeutisches Helferlein schon bewährt hat?


Schauen Sie hinter die hübsche Fassade!


Lassen Sie sich von rührseligen Lebensgeschichten, ergreifender Tierliebe oder hübschen Tierbildchen auf den Webseiten nicht blenden, sondern verlangen Sie konkrete Angaben zum angeblichen "Fachwissen". Oftmals besteht dieses "Fachwissen" aus nicht mehr als der Lektüre einiger Zeitungsartikel oder Büchern der Kategorie "Was unsere Großmutter schon wusste". Können und Wissen bilden sich meist viel deutlicher ab in zahlreichem positivem Kundenfeedback und nachweisbar erfolgreicher langjähriger Arbeit vor Ort am betroffenen vierbeinigen Patienten. Seriöse erfahrene Tierheilpraktiker oder Alternativ-Therapien gegenüber aufgeschlossene Tierärzte können fast immer auf den hundert- oder gar tausendfachen Einsatz ihrer Produkte verweisen und haben keine Probleme, diese Erfolge an konkreten Beispielen zu belegen. Diese Anbieter fühlen sich auch nach dem Verkauf verantwortlich für ihre Produkte und für weiterführende Beratungen in jedem speziellen Einzelfall. Immerhin sind beim Tierheilpraktiker die angebotenen Kräuter nur ein Bestandteil eines umfangreichen Gesamt-Leistungsangebotes.

Solche fachkundigen Lotsen sind meist nicht billig und deren Produkte gibt es nicht zum Schnäppchenpreis. Aber sie sind meist die besten Begleiter für all jene, die sich im großen Kräutergarten der Natur nicht verirren und ihr hart verdientes Geld nicht für dauerhaft sinnlose oder gar schädliche Therapien vergeuden wollen.

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Diverse Shops versuchen seit längerem ihren Kunden verkaufsfördernd zu suggerieren, es bestünde auch mit pferdeglueck.de eine Zusammenarbeit oder gar "Partnerschaft". Dazu stellen wir klar: pferdeglueck.de arbeitet mit keinem (!) dieser Shops zusammen und Links zu unserer Seite bedeuten in keinem (!) Fall, dass wir die angebotenen Produkte kennen oder gar empfehlen! pferdeglueck.de arbeitet ausschließlich seit mehr als einem Jahrzehnt mit der bekannten Tierheilpraktikerin Claudia Nehls zusammen.